210 Jahre Schlacht bei Wartenburg

 

 

 

 

 

 

 

Die Preußen kommen!

Einst war es die „Grande Armée“ des französischen Kaisers Napoleon.
Von den über 500.000 französischen und verbündeten Soldaten, die 1812 auszogen, Russland zu erobern, war der größte Teil im Kampf gefallen, von Krankheiten dahingerafft, erfroren oder verhungert.
Ein Rest von knapp 50.000 Mann schleppte sich ausgezehrt zum Jahresende 1812 ins besetzte Preußen zurück.

Napoleon selbst war schon nach Frankreich galoppiert, um neue Truppenkontingente auszuheben.
Auch die Verbündeten waren dazu verpflichtet.
Noch war Sachsen dem Kaiser treu ergeben, denn dieser hatte 1806 unseren sächsischen Kurfürsten zum König erhoben.

In Preußen aber regte sich massiver Widerstand.
Mit der Konvention von Tauroggen, die der preußische General Yorck mit dem russischen Vertreter (General Diebitsch) Ende 1812 abschloss, sollten die preußischen Hilfstruppen Neutralität wahren.
Der preußische König tobte zunächst, vereinbarte aber im Februar 1813 mit Russland einen Bündnisvertrag und rief im März mit dem Aufruf „An mein Volk“ zum Kampf gegen die französischen Besatzer auf.

Die nun begonnenen Frühjahrsfeldzüge brachten noch nicht die erhofften Erfolge.
Freund und Feind zogen durchs Land und nahmen sich, was sie kriegen konnten.
Unendliches Leid hatten die Menschen in Stadt und Land zu ertragen.
Die sächsische Bevölkerung in Wartenburg und Umgebung spürte dies insbesondere in den Herbstfeldzügen 1813 der nun verbündeten alliierten Truppen aus Preußen, Russen, Österreicher und Schweden.

Die Generale Bernadotte und von Bülow siegten zwar bei Großbeeren und Dennewitz, setzten aber nicht nach.
General „Vorwärts“ Blücher ergriff das Heft des Handelns. In einem Gewaltmarsch von Bautzen erreichte seine Schlesische Armee binnen 3 Tagen das östliche Elbufer bei Elster, wo von General von Gneisenau der Elbübergang geplant war.

Am 3. Oktober 1813 gelang es unter der Führung von General von Yorck, in einer verlustreichen Schlacht, die napoleonischen Truppen aus ihren Stellungen bei Wartenburg zu vertreiben.

Zurück blieben Tote, Verwundete und ein vom Krieg gezeichnetes Dorf Wartenburg.
Not und Elend der Bevölkerung waren nicht zu beschreiben.
„Ausfouragiert“ hieß es lapidar in der Militärsprache.
Schon 2 Wochen später sollte es dann zur großen Völkerschlacht bei Leipzig kommen.

An diese historischen Ereignisse vor nunmehr 210 Jahren, möchten wir am Wochenende vom 29. September bis 1. Oktober 2023 erinnern.
Im Mittelpunkt wird eine Schlachtdarstellung am Samstag, verbunden mit Einblicken in das Biwakleben der Traditionsvereine, stehen.
Im Rahmenprogramm gibt es Vorträge, Musik und Ausstellungen… .

 

Rückblick auf bisherige Gedenkveranstaltungen

Keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft, auch kein Staat kann ohne Gedächtnis und ohne Erinnerung leben. Ohne Erinnerung zu leben bedeutet ja, ohne Identität und damit ohne Orientierung zu leben.
(Roman Herzog)


Die Geschichte des Erinnerns und des Gedenkens an den 3. Oktober 1813 gehört nunmehr seit 160 Jahren auch zur Geschichte des Ortes Wartenburg. Immer waren diese Veranstaltungen geprägt durch den Zeitgeist und die politischen Systeme ihrer Zeit.
Im Jahre 1863 – zum 50. Jahrestag – fand die erste größere Gedenkveranstaltung statt und Wartenburg erhielt das erstes Denkmal zur Erinnerung an die Befreiungskriege.
Nach Entwürfen des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel sind an mehrerer Orten der Befreiungskriege Denkmale gleicher Bauart, die in Form einer gotischen Fiale gestaltet waren, errichtet worden. So auch in Wartenburg.

           (Bild aus dem Jahr 1913)

50 Jahre später – zum 100. Jahrestag – wurde dem preußischen General Yorck, der 1814 vom preußischen König in den Grafenstand erhoben wurde und den Namenszusatz „von Wartenburg“ erhielt, ein Denkmal errichtet.
Der Feier im Jahre 1913 wohnten zahlreiche Nachfahren der Familie Yorck bei, so auch der damals 8-jährige Peter Yorck von Wartenburg, der 1944 als einer der Verschwörer des 20. Juli hingerichtet wurde.

 (Weihe des Yorck-Denkmales 1913)

Im Jahre 1953 (140. Jahrestag), diesem politisch sehr bewegten Jahr, fand die erste Gedenkveranstaltung in DDR-Zeiten statt. Die deutsch-russische Waffenbrüderschaft war nun der rote Faden der Feierlichkeiten in DDR-Zeiten.
Ochse am Spieß und Darsteller in historischen Uniformen waren die Hauptattraktionen in 1953.

10 Jahre später, zum 150. Jahrestag, wurde wieder ein neues Denkmal geweiht.
Der Obelisk aus rotem Quarzporphyr ersetzte die Schinkelsäule aus preußischen Zeiten, deren notwendig gewordene Rekonstruktion man offensichtlich nicht wollte. Das Eiserne Kreuz als Spitze des alten Denkmales überlebte die Jahre und wurde in neuem Rahmen 2002 wieder aufgestellt.

 (Aufnahme 2013)

Im Januar 1993 gründete sich der „Förderkreis 1813 Wartenburg e.V.“
Erstmals konnte nunmehr Wartenburg mit einem eigenen Traditionsverein aufwarten.
Die preußischen Gardejäger waren von nun an nicht nur Bestandteil der Gedenkveranstaltungen im Ort, sondern auch Botschafter von uns auf den Schlachtfeldern zwischen Leipzig und Waterloo.

Den bisherigen Höhepunkt bildete die 200-Jahrfeier 2013. Selbst die Organisatoren von einst staunen noch heute, was für eine Fülle an Programm auf die Beine gestellt wurde. Rund 5.000 Gäste besuchten die Veranstaltungen, mehr als 300 Uniformierte gestalteten eindrucksvolle Gefechtsdarstellungen und der große Festumzug wurden über 50 Bilder arrangiert und dann die zahlreichen Veranstaltungen – Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und ein liebevoll gestaltetes und geschmücktes Dorf.

In diesem Jahr wird vieles etwas kleiner ausfallen, dafür aber nicht weniger fein.