840 Jahre Wartenburg? … Und das Warten auf das Bürgerwarten

In diesem Jahr hätten wir vielleicht wieder ein kleines Jubiläum.
Im Jahre 1176 fand die erste urkundliche Erwähnung unseres Ortes als „Wardenberch“ statt.
So steht es in den Chroniken zu Wartenburg (auch auf dieser Webseite). Der eine hat es vom anderen abgeschrieben. Auf Zeitzeugen kann nicht zurückgegriffen werden.
Demnach wären wir schon 4 Jahre früher erwähnt worden als unsere große Kreisstadt Wittenberg, für die das Jahr 1180 als erste urkundliche Erwähnung genannt wird.

So weit – so gut!

Nun steht die Frage, in welcher Urkunde wurden wir den 1176 erwähnt?
Die Suche danach brachte keine positiven Erkenntnisse.

Dr. Christian Zschieschang schreibt dazu:
Eine Nennung von 1176 in Grobiske recompensanda tres mansos ad campum Wardenberch meint nicht Wartenburg im Untersuchungsgebiet (also uns), sondern einen Flurnamen bei Gröbzig an der Fuhne“ (1*)

Da haben wir nun den Salat.
Und wie ist es mit Ortsnamen   Wardenberch, Goordenberg, Wartenbergk bis hin zum heutigen Wartenburg?

Die historischen Belege lassen neben einer ndt. Lautung bis zur Mitte des 15. Jh. Erkennen, dass das Grundwort ursprünglich -berg lautete. Das Bestimmungswort indiziert durch Warte f. „Spähhügel, Ausschaupunkt eine ehemalige Befestigung. Zu beachten ist die exponierte Lage des Ortes in der Nähe der (heutigen) Mündung der Schwarzen Elster in die Elbe." (2*)

Der Leipziger Namensforscher Prof. Jürgen Udolph erklärt die Namensbezeichnung Wardenberch ähnlich:
… gehört Wardenberch, zu Deutsch Wart-, Warte, warten, hier im Sinne von „Aufpassen, beobachten, Ausschau halten“. Die Endung -berg wurde später umgewandelt in -burg."(3*)

Es bleibt die Erkenntnis, wir wissen es nicht genau, aber irgendwann ist aus dem Berg eine Burg geworden.
Geschichte lebt von Geschichten.

Somit bekommen wir den Bogen zum Wartenburger Bürgerwarten am Silvestertag.
Ortsbürgermeister Eckbert Kunze wird dann wieder wortreich versuchen zu erklären, warum die Wartenburger und Wartenbürgerinnen nach wie vor vergeblich auf Ihre Burg warten.

Aber lieber Herr Bürgermeister, die Burg steht doch noch in Wartenburg!

Die unteren Foto beweisen es. Die „Warte“ die Dienststempel und Flagge ziert, ist dort in verbliebner Schönheit abgebildet.
Aufgenommen in Farbe – kann also so alt noch nicht sein und ist Bestandteil einer alten Burganlage.

 

Die Sache hat nur einen kleinen Haken.
Dieses Wartenburg liegt nicht an der Elbe, sondern in Österreich und gehört zur Gemeinde Vöcklabruck in der Nähe der bayrischen Grenze.
Vielleicht können wir den Turm für den historischen Nachbau als Blaupause nutzen?

           

     

Zurück in unsere Region.
In der Nähe der Schlossbuhne oberhalb der Elstermündung soll sie also gestanden haben, die historische Warte. Beim Elbausbau ist man auf alte Baureste gestoßen.
Selbst das Niedrigwasser der letzten beiden Jahre gab nichts an historischen Erkenntnissen preis.
Auf der anderen Elbseite soll es noch die Feste Alstermünde gegeben haben, eine Burg Marienstern wurde erwähnt, eine Burg im Rosengarten bis hin zu Vorläufern unseres heutigen Schlosses.

         

Lauschen wir also weiterhin Geschichten, wie es gewesen sein könnte.
Auf ein schönes Bürgerwarten.

 

Quellennachweis:

1*  Christian Zschieschang „Das land tuget gar nichts.“, Leipzig 2004, S. 52
2*  Christian Zschieschang „Das land tuget gar nichts.“, Leipzig 2004, S. 89
3*  NDR, Ortsnamenübersicht für den Buchstaben „W“

Bilder:
www.wehrbauten.at
www.SAGEN.at