Gedanken zur Ehrung des preußischen Helden General von Yorck
Das hätte sich der Oberst von Yorck nicht träumen lassen, als er im November 1806, nach der Niederlage von Jena und Auerstedt, in Lübeck schwer verwundet und in französische Gefangenschaft geriet, nun, sechs Jahre später, Ende August 1812 kommandierender General der preußischen Hilfstruppen in der Grande Armee Napoleons wurde.
Möglich wurde es, da Frankreich und Preußen im Februar 1812 einen Bündnisvertrag abgeschlossen hatten und der preußische König Friedrich Wilhelm III. dem französischen Kaiser über 20 000 Mann für einen bevorstehenden Krieg gegen Rußland zusicherte. Aus Protest verließen Militärs und Persönlichkeiten Preußen.
Hermann von Boyen (1771-1848), Neithardt von Gneisenau (1760-1831), Ernst Moritz Arndt (1769-1860), Carl von Clausewitz (1780-1831) gingen nach Rußland, wo sie schon vom Freiherrn vom und zum Stein (1771-1831) erwartet wurden und gründeten dort das Komitee für deutsche Angelegenheiten, das später auch die Aufstellung einer Deutschen Legion übernahm. Yorck kannte einige dieser Männer persönlich, war aber manchen nicht freundlich gesinnt. Nun bedrängten sie ihn, vor allem Clausewitz, den Schritt zu wagen, sich von Napoleon zu trennen.
Die militärischen und diplomatischen Abhandlungen sollen hier nicht weiter benannt werden. Man kann sie nachlesen in der 2003 herausgegebenen Broschüre des Förderkreises 1813 Wartenburg e.V. „Yorck und die Konvention von Tauroggen“, verfasst von Manfred Krop.
Aber wie kann man eigentlich beschreiben, was in den letzten Dezembertagen des Jahres 1812 in dem 53jährigen Yorck vorging?
In einem Leseband für die Schule aus der Weimarer Zeit ist ein Dialog zwischen Clausewitz und Yorck abgedruckt und endet mit Yorcks fragenden Worten:
„Ich habe getan, was ich gekonnt!
Vorsichtig war ich doch. War ich es denn?
Ja, vorsichtig war ich. War ich es genug?“
Melodramatisch wird die Haltung Yorcks im gleichnamigen Spielfilm von 1930 sichtbar. Auch in einem Fernsehfilm der DDR von 1978 wird das innere Ringen trefflich gezeigt.
Die herzerwärmende Ballade „Yorck vor Tauroggen“ beginnt:
„Vor frostbeschlagenem Fenster auf und nieder …“. Sie soll seine innere Unruhe und den von Zweifeln geplagten Yorck in der Poscheruner Mühle, in der Nähe von Tauroggen, zeigen, wo am frühen Morgen des 30. Dezember 1812 die Unterzeichnung der ausgehandelten Konvention erfolgen sollte.
Ein anderer Vers endet pathetisch:
„Was ihm die Schranzen nie verziehen,
Er hat, sein Deutschland zu befreien,
nicht um Erlaubnis erst gefragt,
hat ohne Zaudern Ehr’ und Leben
dem Schicksal kühn anheimgegeben,
das Schwerste für sein Volk gewagt.“
Dabei sollte Yorck nur Neutralität wahren und sich auf ein Gebiet zwischen Memel und Tilsit zurückziehen.
„Ihr habt mich“, soll er noch gesagt haben und setzte seine Unterschrift neben die des russischen Vertreters Generalmajor Hans Karl von Diebitsch (1785-1831). Beide reichten sich die Hände. Das Bild ist vielen bekannt und einen Nachdruck des Dokuments findet man auch im Museum des Wartenburger Förderkreises.
Der preußische König war entsetzt. Aber der Sturm brach los, wie Theodor Körner (1791-1813) in einem Gedicht formulierte. In Königsberg wird Yorck Anfang Januar 1813 als Held gefeiert. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht in den deutschen Landen.
Im Oktober 1813 beweist sich Yorcks Eigenart bei Wartenburg wieder. Durch seine klugen Befehle gelingt der Kampf.
Ein Denkmal in unserem Ort erinnert an die Schlacht, ein anderes an Yorck. Seine patriotische Tat vor 205 Jahren war das Signal für diesen Befreiungskampf gegen Napoleon.
Mit diesem Beitrag möchte ich symbolisch einen „Startschuss“ für unsere Gedenktage 2018 geben.
(Wolfgang Kunze)
Quellen: Ernst Lissauer: Deutsche Balladen. Von Bürger bis zur Gegenwart, Berlin 1923
Yorck und die Konvention von Tauroggen -30.Dezember 1812- Förderkreis 1813 Wartenburg e.V., Wartenburg 2003 Verfasser Manfred Krop