Einweihung des Yorck-Denkmales
Mit einem 3-tägigen Festprogramm wurde des 100. Jahrestages der Schlacht gedacht.
Höhepunkt war zweifelsohne die Einweihung des neu errichteten Yorck-Denkmals.
aus dem Wittenberger Tageblatt vom 05.10.1913:
Wartenburg, 3.Oktober Mit dem heutigen Tage hat der offizielle Teil der Jahrhundertfeier der Schlacht von Wartenburg seinen Anfang genommen. Der Ort, welcher mit Girlanden, Tannengrün und Fahnen festlich geschmückt ist macht einen recht freundlichen Eindruck. Schon am Eingang des Ortes begrüßen uns Ehrenpforten mit den Emblemen in Gestalt des Eisernen Kreuzes und der Jahreszahl 1813, welche sich im Orte reichlich wiederholen. Schon in den frühesten Morgenstunden herrschte bei prachtvollem Herbstwetter im Orte ein erwartungsvolles Leben und Treiben, welches seinen Höhepunkt auf dem Festplatze bei Enthüllung des Yorckdenkmals erreichte.
Zur Vorbereitung der Gedenkfeier wurde aus den Reihen Wartenburger Bürger ein Festkomitee gebildet, das unter Leitung des verdienstvollen Pfarrers Gustav Wernecke stand.
Obere Reihe von links nach rechts:
Bruno Carius (Landwirt), Ernst Griehl (Landwirt), Wilhelm Kirschmann (Landarbeiter), Bruno Gießmann (Gutsbesitzer), Paul Pötzsch (Landwirt), Bruno Hildebrand (Gutsbesitzer), Ludwig Appelt (Gutsbesitzer und Gemeindevorsteher ab 1913), Richard Zschoch (Schmiedemeister), Hermann Müller (Schmiedemeister), Felix Korge (Gutsbesitzer), Hermann Leidenfrost (Lehrer)
Untere Reihe von links nach rechts:
Ernst Heßler (Gutsbesitzer), Wagner (Amtsvorsteher), Wilhelm Koch (Gutsbesitzer und Gemeindevorsteher bis 1913), Ernst Gustav Wernecke (Pfarrer und Vorsitzender des Festkomitees), Wilhelm Gießmann (Guts- und Ziegeleibesitzer), Hermann Rudolph (Sattlermeister und Kaufmann)
Ablauf der Veranstaltung:
Der 3. Oktober 1913 war ein Freitag.
Ab 10.00 Uhr trafen die geladenen Vereine der Nachbarorte ein und wurden am Ortseingang und von den Wartenburgern mit Musik zum Irmerschen Gasthaus (heute Gaststätte ….)? geleitet.
Gegen 12.00 Uhr formierte sich der Festumzug und zog durch die Straßen mit dem Ziel Festplatz. Vornweg marschierte die Regimentskapelle des Infantrie-Regiments „Graf von Tauentzien“ aus Wittenberg .
Folgende Vereine und Kapellen schlossen sich an:
Kriegerverein Wartenburg, Kriegerverein Eutzsch, Landwehrverein Zahna, Veteranenverein Elster, Kriegerverein Wittenberg, Artillerieverein Wittenberg, Kriegerverein Rackith, Landwehrverein Schmiedeberg, Kriegerverein Prühlitz, Kriegerverein Priesitz, Kavallerieverein Wittenberg, Krieger- und Landwehrverein Grabo-Mochau, Musik Jessen, Schützenverein Jessen, Turnverein Wartenburg, Schützen Pretzsch, Kriegerverein Düßnitz, Militärverein Rolla, Kavallerieverein Schmiedeberg, Landwehrverein Kemberg, Schützen Kleinwittenberg, Kriegerverein Schützberg, Musik Elster, Kriegerverein Elster, Schützen Elster, Turnverein Elster, Kriegerverein Dabrun, Kriegerverein Roitzsch, Kriegerverein Trebitz, Militärverein Reuden,Kriegerverein Schnellin, Kriegerverein Globig, Kriegerverein Rahnsdorf, Kriegerverein Clöden, Kriegerverein Zwiesigko, Musik Schmiedeberg, Kriegerverein Kemberg, Schützengesellschaft Wittenberg, Kriegerverein Labetz, Kriegerverein Pratau, Kriegerverein Kleindröben, Kriegerverein Pretzsch, Kriegerverein Gorsdorf, Gardeverein Wittenberg, Einwohner Wartenburgs, Turnverein Dabrun und Feuerwehr
Im Zug befanden sich auch 30 „Ehrenjungfrauen“ (was immer dies bedeutet) und die anwesenden Honoratioren jener Zeit, als da waren:
Generaladjutant General v. Löwenfeld als Vertreter des Kaisers, Rittmeister Graf Yorck von Wartenburg auf Kleinöls, Graf von Wartenburg, Graf Yorck von Wartenburg auf Schleibitz, Major Graf Yorck von Wartenburg, Graf Hohenthal-Püchau, General von Dassel, Oberpräsident Hegel, Oberleutnant Haake, Regierungspräsident von Gersdorf, Kammerherr v. Leipzig, Freiherr v. Bodenhausen, Landrat von Trotha, Generalsuperindendent D.Gennrich
Feldgottesdienst 1913
Nach einem Feldgottesdienst am Denkmal von 1863 zog die Festgemeinde zum neu errichteten Yorck-Denkmal.
Ehrengäste der 100 Jahrfeier
Für die Ehrengäste war eine Tribüne errichtet worden.
Graf Hohenthal-Püchau hielt die Begrüßungsansprache.
Graf Yorck von Wartenburg auf Kleinöls hielt die Weiherede, in der er ein Bild von der Schlacht von Wartenburg gab und die Verdienste seines Vorfahren, General Yorck, hervorhob.
Das Yorck-Denkmal 1913
Unter den üblichen Hochrufen auf den Kaiser und unter dem Donner der Kanonen fiel die Hülle des Denkmales.
Herr Pfarrer Wernecke übergab das Denkmal an die Gemeinde:
„Die Hülle ist gefallen. Wir schauen auf das Bild des großen Mannes, dem es heut vor hundert Jahren um diese Stunde vergönnt war, Wartenburg in blutigem Ringen zu erstürmen und der Blücherschen Armee den Weg nach Leipzig frei zu machen. …“
Den Auftrag zur Gestaltung des Denkmales hatte der Bildhauer Hans Arnoldt erhalten.
Er hatte unter anderem das Kaiser-Friedrich-Denkmal geschaffen, das einst vor der Wittenberger Schloßkirche stand.
Hans Arnoldt verstarb jedoch kurze Zeit nach Vertragsunterzeichnung. Das Werk wurde fortgesetzt und zum Abschluss gebracht von einem nicht namentlich bekannten Kollegen des Künstlers.
Die Finanzierung des Yorck-Denkmals erfolgte über Spenden.
Graf Hohenthal-Püchau und Gäste vor dem Wartenburger Schloss
Abends 18.00 Uhr fand das Heimatspiel „Alt Wartenburg“, 4 Bilder (Kriegszeit, Wassersnot, Spinnstube und Himmelfahrtsreiten) aus vergangener Zeit von Karl Wernecke, statt.
Besetzungsliste des Heimatspieles
Zur Person:
Karl Wernecke war der Sohn des Wartenburger Pfarrers Gustav Wernecke
Dr. Karl Wernecke
Geboren im Jahre: 1885
Gestorben im Jahre: 1945
1914 übernimmt der Karrierejurist Wernecke die Stelle eines 2. Bürgermeisters der Stadt Stendal. Nach dem Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg kehrt er nach Stendal zurück und ist dort als Dezernent wieder in der Stadtverwaltung tätig. 1931 wird er zum Oberbürgermeister der Stadt Stendal gewählt und bleibt in diesem Amt bis 1945. In vielen Funktionen und Ehrenämtern sorgt sich Dr.Wernecke um das kulturelle Wohl der Stadt, so gründet sich durch seine Initiative 1940 die Winckelmann-Gesellschaft. Im April 1945 übergibt Wernecke die Stadt kampflos den amerikanischen Truppen und verhindert so den Tod vieler Menschen und die sinnlose Zerstörung der Stadt. Während ihn die Amerikaner in diesen Tagen in seinem Amt als Oberbürgermeister bestätigen, wird er wenige Wochen später von der nun bestimmenden Roten Armee abgesetzt. Er wird inhaftiert, deportiert und verstirbt Ende 1945 im Lager Sachsenhausen. Seine Mitgliedschaft in der NSDAP wirft einen Schatten auf seine ansonsten makellose politische Biographie.
(Quelle: www.landkreis-stendal.de)
Darsteller des Heimatspiels
Von Oberpräsident von Hegel wurden ausgezeichnet:
Pfarrer Wernecke Königlicher Kronenorden 3. Klasse,
Amtsvorsteher Wagner Königlicher Kronenorden 4. Klasse
Gutsbesitzer Gießmann Königlicher Kronenorden 4. Klasse, und
Kaufmann Rudolph Ehrenzeichen in Silber.
aus dem Wittenberger Tageblatt vom 05.10.1913:
Von 3 Uhr ab war in den Sälen der Gasthöfe Ball. Der Festplatz gleicht einer kleinen Budenstadt und unwillkürlich glaubt man sich auf die Vogelwiese versetzt. Den ganzen Nachmittag war ein lebhaftes Leben und Treiben. Abends war der Festplatz elektrisch beleuchtet. Heute Sonnabend findet Kinderfest für Wartenburg und Umgebung statt.
Sonntag, den 5. Oktober „Heimatfest“. Vor. 9 Uhr Festgottesdienst in der geschmückten Kirche