Ein kleines Fest für einen kleinen Jahrestag. Dabei ist klein und klein relativ. Der Förderkreis 1813 Wartenburg e. V. erinnerte an den 212. Jahrestag der Schlacht bei Wartenburg.
Der Einladung nach Wartenburg folgten zahlreiche Freunde anderer militärhistorischer Vereine, sodass es am Yorck-Denkmal mit rund 50 Uniformierten ein ansprechendes Biwak gab.
Zur Erinnerung an die Geschehnisse am 3. Oktober 1813 marschierte man 18:13 Uhr zur Kranzniederlegung am Obelisken „1813“ auf.
Vereinsvorsitzender Thomas Gucinski erinnerte in seiner Ansprache an die Ereignisse vor 212 Jahren und die Geschichte zum Obelisken.
Ein großer Kessel Soljanka, gekocht in 6 Töpfen in 6 verschiedenen Haushalten, nach jeweiliger Art des Hauses, war eine gelungene Mischung zur Erwärmung der fröstelnden Traditionsvereine und Besuchern im Anschluss. Mit gemütlichem Beisammensein am Wachtfeuer und einem Feuerwerk endete der Feiertag.
Der Samstag bot erst einmal den Interessierten die Möglichkeit, die Ausstellung „Wartenburg 1813“, die alte Bäckerei und die Kirche, jeweils mit Führung, zu besichtigen.
Am 04. Oktober 1830 verstarb General Yorck.
Mit einer Kranzniederlegung an dem zu seinen Ehren errichteten Denkmal wurde seiner gedacht.
Wolfgang Kunze hielt die Gedenkrede (kann weiter unten nachgelesen werden):
Ab 15:00 Uhr öffnete das Hoftor auf Rehhahns Hof.
Die Auswahl und Menge der Wartenburger Kuchen war groß, sodass für jeden etwas dabei war. Dazu gab es handgemachte Musik des Trios „Aufspiel“ – 2 Gitarren, eine Mandoline und 3 Stimmen.
Geschichtliches rund um den 3. Oktober 1813 vermittelte Wolfgang Kunze in seinem Vortrag,
u. a. über Eleonore Prochaska (1785–1813), die als preußische Freiheitskämpferin (zur geschlechtlichen Tarnung unter dem Namen August Renz) als Soldat des Lützowschen Freikorps in den Befreiungskriegen kämpfte.
Am Abend legte DJ Raik Buchta auf, open-air auf dem nicht ganz trockenen Hofparkett.
Wer es kuscheliger wollte, hatte den gut geheizten Kuhstall zur Verfügung.
Der Höhepunkt des Abends war die große Feuershow „Magie aus Feuer und Licht“.
Für die jüngsten Gäste war gut gesorgt:
Kinderspiele (jenseits vom Tablet), Märchenstunde, Streichelzoo, Luftballontiere und Kinder-Kulinarik mit Stockbroten und multi colorierter Zuckerwatte.
Der Verein „Fabelhafte Wartenburg“ kümmert sich ganz fabelhaft um die Verpflegung der Gäste. Französische Pommes trafen preußische Nuggets im Frittierschlachtfeld.
Der Sonntag war der „Kehraus“ – Frühschoppen, Resteessen und ein Skatturnier. Die örtlichen Reporter der MZ kamen, um die große Preisverleihung fotografisch festzuhalten. Da hatten sie wohl ihren eigenen Artikel nicht ganz richtig gelesen.
Den feierlichen Abschluss bildete der gut besuchte Erntedank-Gottesdienst am Nachmittag mit Apfelmus Kindergottesdienst.
Und der verantwortungsvolle Kraftfahrer
hat nach einer langen Nacht
sein Fahrzeug stehen gelassen!
Für den Förderkreis 1813 Wartenburg e. V. war auch ein kleines Hoffest ein Kraftakt.
Die unzähligen Stunden des Organisierens, Aufbauens, Bespielen und Abbauens – wer zählt sie?
Der Rückblick auf ein gelungenes, friedliches Fest und der Dank der Gäste entschädigten.
Der Dank gilt insbesondere den Nähfrauen und den fleißigen Kuchenbäckerinnen, der Fabelhaften Wartenburg und allen nicht genannten fleißigen Helferinnen und Helfer.
Ein großer Dank gilt Familie Rehhahn, die dem Verein ihren Hof mit allem Drum und Dran wieder kostenlos zur Verfügung gestellt haben.
(Günter Korge & Juliane Gucinski)
Rede am 4. Oktober 2025
Liebe Wartenburger,
liebe Kameraden der historischen Formationen!
Am Nachmittag des 3. Oktober 1830 duftet es im Schloss zu Klein-Oels, in der preußischen Provinz Schlesien, immer noch nach frischem Pflaumenkuchen,
wie vor einigen Tagen. Gerade erst hatte der alte Yorck seinen 71. Geburtstag gefeiert. Sein 25jähriger Sohn ist bei ihm, auch alte Haudegen.
Es wird geschwatzt und in Erinnerungen geschwelgt. Wieder hat Yorck seinen Platz im Ohrensessel am Kamin eingenommen und das Erzählen nimmt kein Ende, zumal aufgefrischt durch manches Glas besten Weines.
Dadurch verfiel er aber auch ins Träumen:
als er mit 12 Jahren seine ersten Sporen verdiente oder von seinem Einsatz im Bayrischen Erbfolgekrieg, wo er einem Gneisenau gegenüberlag, aber das erfuhr er erst später. Ein Lächeln huschte dabei über sein Gesicht, denn er wusste ja auch, dass sich beide Väter im 7jährigen Krieg unter dem Alten Fritz, bei Torgau Anfang November 1760 gegenübergestanden hatten.
Nun ziehen sich die Stirnfalten zusammen und er muss an die Kerkerhaft in Königsberg und an seine Entlassung aus der preußischen Armee denken.
Wohlwollend erinnert er sich aber an Wilhelmine, einer Schwester Friedrich des Großen, Erbstatthalterin der Niederlande, die sich für Yorck einsetzte. Mit einem Kapitänspatent ausgestattet, kämpfte er nun für die dortige Ostindische Kompanie in Südafrika, Ceylon und an der östlichen Küste Indiens gegen den damaligen englischen Gegner.
Der Nachfolger des alten Fritzen stellte Yorck 1787 wieder in preußische Dienste ein.
Dass er beim letzten Feldzug zur Aufteilung Polens mit dabei war, hatte er etwas verdrängt.
Ein verschmitztes Lächeln huscht über sein Gesicht, als er an die Silvesternacht 1800 in Mittenwalde zurückdenkt. Der 40jährige Major platzt in die illustre Gesellschaft und stellt sich als neuer Kommandeur vor. Die Damenwelt ist entzückt!
Auch die kommenden Jahre in Berlin will er nicht bereuen, zumal er sich bleibende
Verdienste um die Modernisierung des Schützendienstes machte, verfasste später dazu eine „Instruction zu den Felddienstübungen der leichten Truppen“.1805 wird er als Oberst Kommandeur der preußischen Garde-Jäger.
Doch dann tauchen die Bilder von der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstedt 1806 auf. Auf der Flucht vor den Franzosen, sein erster größerer Abwehrkampf, die Sicherung des Elbübergang bei Altenzaun für die versprengten Truppen von Blücher und Scharnhorst, seine schwere Verwundung in Lübeck, Gefangennahme und Genesung. Auf Wunsch von Königin Luise sollte er Prinzenerzieher werden, lehnt aber dankend ab. Dafür hieß es aber bald vom preußischen König: Abmarsch mit Napoleon nach Russland, nun als Generalleutnant.
Plötzlich ist er hellwach: Es ist der 30. Dezember 1812, ein kalter Wintertag mit heißer Brisanz: Die Konvention von Tauroggen.
Ein Sturm der Begeisterung braust durch die deutschen Länder: Befreiung von der französischen Last. Im März 1813 wird sein Korps jubelnd in Berlin begrüßt.
Er ist an allen größeren Kämpfen der Frühjahrs-und Herbstfeldzüge beteiligt.
Vielen Wartenburger wird wohl dadurch ein 3. Oktober in steter, anderer Erinnerung bleiben.
Danach gehts mit Blücher und Gneisenau zur großen Völkerschlacht nach Leipzig, 1814 nach Frankreich.
Napoleon muss abdanken. Doch dieser scheint nichts dazugelernt zu haben.
Erneut taucht er auf und wieder werden die Kriegstrommeln geschlagen.
Diesmal, 1815, ist Yorck, inzwischen zum „Graf von Wartenburg“ ernannt, nicht dabei. Jedoch sein 17jähriger Sohn Heinrich!
Er hält inne. Nach einer Weile rollen Tränen über sein Gesicht,
die sich verstärken, als er auch noch an seine Tochter Bertha denken muss,
die kurz nach der Geburt seines Enkels verstarb.
Was wollte er dann noch mit dem Titel Feldmarschall?
Wenige Jahre danach verschied seine Frau. Seine geliebte Johanna aus Namslau,
die immer zu ihm gehalten und ihm 6 Kinder geschenkt hatte.
Nun ist das letzte hier in Klein-Oels.
Wird es Zeit zu gehen?
Die Uhr zeigt schon nach Mitternacht, der 4. Oktober 1830 war angebrochen.
Als der junge Ludwig morgens ins Zimmer seines Vaters schaut, sieht er in ein regungsloses, doch lächelndes Gesicht.
Das war vor 195 Jahren!
Wir Wartenburger können stolz auf diese Denkmal sein. Es erinnert an den preußischen Helden, aber auch an verschiedene Sichtweisen aus der deutschen Geschichte.
Vor allem an die Jüngeren unter uns gewandt, wünschte ich mir:
dass sie sich für Geschichte begeistern, dabei das Gute und das Menschliche suchen, finden, sehen und danach handeln.
Und für alle kann ich es eigentlich nicht oft genug sagen und betonen, dass vor einigen Jahren ein Nachfahre unseres Yorcks, vor diesem Denkmal eine eindringliche Friedensrede hielt, die die Herzen der Wartenburger erreichte.
Danke (Wolfgang Kunze, FK 1813 Wartenburg e. V.)
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