Luther war hier ?

Der 31. Oktober – für viele nur noch Halloween aber als Feiertag der „Tag der Reformation“.
In 2 Jahren wird sich der Thesenanschlag und die damit begonnene Reformation zum 500. Male jähren.
Im Blickpunkt der Feierlichkeiten steht natürlich Wittenberg, aber auch andere Orte wollen an der Aufmerksamkeit teilhaben.

Luther war zu seiner Zeit ein weit- und viel-gereister Mann.
Unter dem Motto: "Luther war hier" ist nun ein Gemeinschaftsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und der Investitions- und Marketinggesellschaft des Landes entstanden.
Damit sollen Orte touristisch eingebunden werden, die mit dem Reformator in Verbindung standen.
Für Sachsen-Anhalt wurden ca. 60 Stationen von Luther in  35 Orten benannt.

Nach den Worten der Programmgestalter geht es darum "alle authentischen, das heißt quellenmäßig belegbaren, aber auch die fragwürdigen, fiktiven und mythischen Lutherorte zu erfassen".

Wartenburg ist auf dieser Liste nicht vertreten.
War Luther etwa nicht hier?

Pfarrer Gustav Wernecke schreibt in seinem Buch "Wartenburg einst und jetzt"
„Es ist wahrscheinlich, dass der große Reformator bei der ersten Kirchenvisitation 1528 hier anwesend gewesen ist.“

Nachdem Kurfürst Friedrich der Weise (1463 – 1425) festgelegt hatte, dass seine Untertanen den neuen protestantischen Glauben anzunehmen haben, mussten sämtliche Kirchen „umgestellt“ werden. Das verlief natürlich nicht ganz geräuschlos und es gab „Klagen über Unordnungen und Verwirrungen“.
Kurfürst Johann der Beständige (1468 – 1532) ordnete daher 1528 eine Visitation in den Gemeinden seines Landes an, so auch in Wartenburg.
Es wurde „das kirchliche und sittliche Leben, die Amtstüchtigkeit der Pfarrer und Küster, die kirchlichen Gebäude“ usw. nach festgeschriebenen Grundsätzen untersucht.

Die 2. Visitation folgte im Jahr 1533.

Wernecke nimmt an, dass Luther mit der ersten Visitation in Wartenburg weilte.
Dafür spricht, dass nach dem Jahr 1528 die Universität die Besetzung der Pfarrstelle vorgenommen hat.

Nicht nur Wittenberg hat eine Luthereiche, sondern auch Wartenburg.
Diese ist zwar wesentlich jünger aber dafür noch im Original erhalten.

Anlässlich des 400. Geburtstages des Reformators pflanzten die Wartenburger auf dem freien Platz „Muths Pfuhl“ genannt(vor dem ehemaligen Kossäthengut Pfuhl, später Bandel, heute Siebert, bzw. Haus an den Eichen) eine Eiche zu seinen Ehren.
(Der „Pfuhl“ = Dorftümpel, war damals schon längst verfüllt.)

„Auf dem Platze stand ein Kranz von Eichen und Linden, aber die Mitte war leer.
Am 11. November nachmittags 3 Uhr versammelte sich der Gemeindekirchenrat und ein großer Teil der Gemeinde …, um den dort eingesetzten Baum zu weihen, den bereitwilligst der Förster Wagner hatte hinschaffen lassen.

Die Weiherede hielt der 5 Wochen zuvor in sein Amt eingeführte Ortspfarrer Gustav Wernecke.

Einst war die Luthereiche von einer Bank umgeben, die leider nicht mehr vorhanden ist.
Vom „Kranz aus Eichen und Linden“  sind heute noch 3 Eichen vorhanden.
Aus der damals gewünschten Umbenennung von Muths Pfuhl in Lutherplatz wurde leider nichts. Der heutige Zustand des Platzes lässt diesen Wunsch auch nicht aufkommen.

Aber vielleicht wäre eine Tafel des Erinnerns angebracht (wie sie offensichtlich bereits vorhanden war – siehe Foto).

So wäre Luther dann auf alle Fälle hier!

(Quelle: Wernecke, Wartenburg einst und jetzt – Zitate kursiv geschrieben)