Von Wartenburg nach Waterloo und zurück

Für Napoleon bedeutete die Schlacht vor 200 Jahren das endgültige Ende, für Wellington und Blücher waren es militärische Siege.
Die Schlacht von Waterloo ist zum Mythos geworden.
Doch sie war vor allem eines für die damals Beteiligten – grauenhaft.

Vom 18. bis 21. Juni wurde an die Ereignisse vor 200 Jahren erinnert.

Zur Teilnahme an den historischen Gefechtsnachstellungen reisten Mitglieder des Förderkreises 1813 Wartenburg in die heute belgische Kleinstadt südlich von Brüssel.

Nachfolgend möchte die Wartenburger Feldpost noch einen kleinen Reisebericht liefern.

Die Anreise erfolgte am Mittwoch (17.06.2015) noch bei bestem Sonnenschein, in der Nacht kam der Regen auf – wie vor 200 Jahren. Mit Dauerregen und knöcheltiefem Schlamm passte damals das äußere Szenario  zum Grauen der Schlacht.

Bis zum Sonntag schlugen die Gardejäger ihr Biwak auf dem historischen Gelände neben dem alten Gutshof Hougoumont auf. Der Gutshof ist Teil der blutigen Schlacht um Waterloo. Bis zum Ende wurde er immer wieder von den Engländern gegen die Franzosen verteidigt. Hougoumont blieb als Bauernhof bis in das Jahr 2003 in Betrieb und wurde in den letzten Jahren rekonstruiert und zum Museum umgestaltet, dass der Ereignisse von vor 200 Jahren um den Gutshof schildert. Die beindruckende Ausstellung wurde am Donnerstag besichtigt.

              

Die Preußischen Gardejäger des Förderkreises mit 6 Uniformierten unter Waffen und 3 Marketenderinnen waren Teil des preußischen Kontingents mit insgesamt 4 Bataillonen und einer Jägerkompanie. Ca. 600 Uniformierte bildeten die preußische Armee bei insgesamt 5.000 Darstellern (Franzosen, Engländer und deren Verbündete).

Am Freitag wurde die neue Ausstellung am Fuße des Löwenhügels (Waterloos Wahrzeichen, 1823/26 vom niederländischen König Wilhelm I. von Oranien zu Ehren seines dort im Jahre 1815 verwundeten Sohnes errichtet) besichtigt. Es zeigt die gesamte Geschichte der Schlacht um Waterloo.

Die Höhenpunkte bildeten sicherlich die beiden historischen Gefechtsdarstellungen am Freitag- und Samstagabend mit ca. 5.000 Teilnehmern vor täglich 200.000 Zuschauern auf einem weitgefassten Tribünenareal mit wohl nicht immer optimalen Sichtbedingungen (man erinnere sich an Leipzig 2013). an denen unsere Gardejäger als Teil des preußischen Kontingents teilnahmen. Inmitten wogender Getreidefelder trafen die Truppen aufeinander. Am Freitag  deklariert als „Angriff der Franzosen“ und am Samstag unter „Gegenangriff der Alliierten“. Für unsere Gardejäger auch ein anstrengendes Programm. Am Freitagabend begann die Veranstaltung 20:30 Uhr und gegen 0:30 Uhr war man erst wieder im Lager, da natürlich nicht alles so klappte, wie die Veranstalter es geplant hatten. Und nebenher mussten unsere Grenadiere mangels Pferde die preußischen Kanonen noch durch die Nacht ziehen.

              Die Britische Infantrie bildet ein Karree

An den Tagen dazwischen lief das Nebenprogramm – Exerzieren, Waffen putzen und Leben im Biwak. Zu Letzterem waren Besucher erwünscht, und es wurde reichlich davon Gebrauch gemacht. Von den außerhalb gerne geführten Diskussionen über vermeintliche „Kriegsspiele“, war im Lager nichts zu spüren. Die Besucher waren größtenteils angetan von dem, was Teilnehmern in unterschiedlichen historischen Uniformen und aus vielen Nationen dort gemeinsam lebten und zeigten.

          

Der traditionelle Handschlag zwischen Welligton und Blücher beendete die Schlacht.
Belle-Alliance, so hieß das Gasthaus in dem Napoleon sein Hauptquartier hatte und in dem sich am Abend des 18. Juni 1815 der britische Oberbefehlshaber Wellington und der preußische Generalfeldmarschall Blücher nach ihrem Sieg über Napoleon getroffen haben sollen – eine nicht ganz verbürgte, doch in vielen Schlachtendarstellungen glorifizierte Begegnung.

    Der Kaiser      Blücher und Welligton am Ende des Gefechts im Regen      

Für die Gardejäger war es ein Erlebnis, an dieser Veranstaltung teilgenommen zu haben.
Wohlbehalten trafen in der Sonntagnacht alle wieder zu Hause ein.

 

Verlauf der Schlacht von Waterloo – 18. Juni 1815

Die britischen Truppen haben das Schloss von Hougoumont eingenommen und diese Position die ganze Nacht lang verstärkt, um sich gegen eventuelle französische Angriffe verteidigen zu können.

Von Stunde zu Stunde gleicht dieser Hof immer mehr einer befestigten Burg. Die Gebäude und Mauern werden von Elitesoldaten besetzt, während leichte Kompagnien die Wälder und die Umgebung verteidigen.

Wahrscheinlich während der Nacht hat der Kaiser seinen Kampfplan ausgedacht: Er wird die Truppen unter der Leitung seines Bruders Jérôme Bonaparte einen Ablenkungsangriff durchführen lassen, wodurch der linke Flügel der alliierten Truppen seine Deckung verlieren soll, sodass er den zentralen Teil der Truppen des Herzogs von Wellington angreifen kann.

Ein verbissener Kampf bricht los … in diesen Gefechten geschehen die abscheulichsten Grausamkeiten … am Ende des Tages, nach der Schlacht, ist das Schlachtfeld mit Blut durchtränkt und mit Tausenden Toten und Verletzten übersät …
Quelle: Wikipedia

Der französische Angriff des ersten Korps von General Drouet d'Erlon ist die größte Truppenbewegung, die am 18. Juni 1815 in Waterloo stattfindet.

11:30 Uhr: die französischen Artillerie-Einheiten des ersten, zweiten und sechsten Korps, die in einer großen Einheit mit 80 Kanonen vereint sind, lassen die Hölle losbrechen …

Die alliierten Positionen beantworten den Angriff mit einem ebenso ohrenbetäubenden Sperrfeuer. Es scheint, als ob der Blitz gegen den Donner kämpft …

Die Schützen der Division von Jérôme Bonaparte leiten den Angriff auf den Hof von Hougoumont ein. Sie drängen die leichten Truppen des alliierten Heeres zurück und erobern auf diese Weise das Gelände und die Wälder rund um den Hof.

Nach diesem ersten Erfolg umzingeln die Franzosen die defensive Stellung und blockieren die Tore an der Nord- und der Südseite des Hofes. Es wird ein großer Angriff vorbereitet, der das Ziel hat, das Tor  an der Nordseite zu erobern … unmittelbar, nachdem das Tor aufgebrochen worden ist, gelingt es den Truppen, in das Gebäude einzudringen.

Die britischen Truppen bieten jedoch heftigen Widerstand … und die Franzosen werden schließlich aus der Nordseite vertrieben.

In beiden Lagern wird um Leben und Tod gekämpft … wie eine Schlacht in der Schlacht. Durch den massenhaften Artilleriebeschuss ertönt die eine Explosion nach der anderen … das Schloss von Hougoumont steht aufgrund der französischen Haubitzen in Brand. Dennoch halten die Briten stand. Die Franzosen verlangsamen ihren Aufmarsch und die Briten schöpfen neuen Mut.

12:30 Uhr: die große französische Artillerie-Einheit nimmt links von den Alliierten Stellung. An der gesamten Front beginnt ein schrecklicher Schusswechsel und sämtliche Truppen werden eingesetzt.

13:30 Uhr: das erste Infanteriekorps von General Drouet d’Erlon eröffnet den Angriff auf die Alliierten. Die Franzosen rücken zum Gipfel des Mont-Saint-Jean auf, werden dort aber von der alliierten Infanterie zurückgetrieben. Die britische schwere Kavallerie attackiert die große französische Artillerie-Einheit und es gelingt ihr, zwei Adler zu erobern, das Symbol des kaiserlichen Heeres. Die französischen Kürassiere und Lanzierer gehen in den Gegenangriff.

Dank der vierten Division von General Durutte können die Franzosen die Höfe von La Papelotte und La Haie-Sainte zurückerobern.

Kaiser Napoleon schickt Marschall Ney den Befehl, mit dem ersten Korps von General Drouet d’Erlon und den vier Divisionen von Quiot, Donzelot, Marcognet und Durutte anzugreifen. Das sind vier kompakte Phalanxen mit einer Stärke von jeweils 18 000 Mann, die zwischen den Höfen von La Belle Alliance und La Papelotte mit ihren Waffen in der Hand angreifen und dabei laut rufen: „Es lebe der Kaiser! Vorwärts!“ Nachdem das Zeichen für den Angriff gegeben worden ist, stürmen sie den alliierten Hügel.

Auf diesem Hügel werden sie ihrerseits von den belgisch-niederländischen Truppen der Brigade von Generalmajor van Bylandt bestürmt. Dadurch geraten die britischen Truppen, die sich dort in Erwartung des Anfalls verschanzt hatten, aus ihrem Blickfeld.

Die Angriffe werden immer heftiger … und es folgt ein schreckliches Chaos, als die verschanzten alliierten Truppen zum Vorschein kommen und die Franzosen unter Beschuss nehmen.

Das erste französische Korps wird mit Bajonetten bekämpft. Zwei französische Flaggen werden von der britischen schweren Kavallerie erobert, die von allen Seiten angreift. Übermütig geworden durch das Gefühl, dass der Sieg zum Greifen nahe ist, steht diese Kavallerie plötzlich Auge in Auge der großen französischen Artillerie-Einheit mit ihren 80 Kanonen gegenüber, von der sie denkt, sie rasch besiegen zu können.

Der Kaiser nutzt die Gelegenheit, seine Lanzierer und Kürassiere gegen sie einzusetzen. Sie greifen die Flanken an, fügen große Verluste zu und schaffen es, die Briten auf den Hügel zurückzudrängen.

Aber auch auf dem Gipfel des Mont-Saint-Jean wüten heftige Gefechte und der Kampf beginnt aufs Neue …

16:00 Uhr: zwischen den Höfen von Hougoumont und La Haie-Sainte führt die französische Kavallerie, unter Anführung von Marschall Ney, massive Angriffe gegen die britischen Karrees aus. Ungefähr achttausend Reiter greifen zugleich an, beinahe zwei Stunden lang … aber ohne Erfolg. Das Ziel der Alliierten besteht darin, die Pferde zu töten, um eine grausame Barriere zu bilden und zu verhindern, dass die Franzosen die alliierten Karrees erreichen.

16:30 Uhr: die Preußen kommen in Aktion und betreten das Schlachtfeld, um dem Herzog von Wellington zu Hilfe zu eilen, der zu diesem Zeitpunkt in Bedrängnis ist.

Auf französischer Seite verstärkt das sechste Korps von General Mouton, dem Grafen von Lobau, seine rechte Flanke und verteidigt das Dorf Plancenoit.

17:00 Uhr: auf der alliierten linken Flanke stehen die preußischen Truppen bereit, um auf dem Schlachtfeld einzugreifen.

18:00 Uhr: nach verschiedenen Versuchen gelingt es den französischen Truppen, von allen Seiten den Hof von La Haie-Sainte anzugreifen … der preußische Major Baring gibt seinen Männern den Befehl, zum Abzug zu blasen.

Der Hof wird eingenommen, aber die Alliierten kehren in größerer Anzahl zurück, leiten einen Gegenangriff ein und können den Hof schließlich zurückerobern.

Die Franzosen erobern den Hof von La Haie-Sainte … zu spät.

Das Dorf Plancenoit ist in preußischer Hand. Der Kaiser schickt noch die Junge Garde unter Leitung von General Pelet-Clozeau dorthin. Mit dem Bajonett auf dem Gewehr und ohne einen Schuss abzugeben, bewegen sich diese Soldaten im Dorf hin und her, wobei sie immer wieder Terrain gewinnen und verlieren …

19:30 Uhr: die Preußen und die Alliierten können, zusammen und vereinigt, die französische Armee weit vor sich zurückzutreiben. Der Kampf läuft auf ein Debakel hinaus!

Die französische kaiserliche Garde greift die rechte Flanke der Alliierten an, aber sie wird von den alliierten Artilleristen unter mitleidslosem Beschuss empfangen. Die alliierte Infanterie, die im Hinterhalt gelegen hatte, kommt zum Vorschein und eröffnet das Feuer … der Beschuss ist heftig und hat eine vernichtende Wirkung … die Garde weicht zurück. Der Legende nach soll General Cambronne gesagt haben: „Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht.”… Dadurch erhält Napoleon genug Zeit, um nach Paris zu fliehen.

21:00 Uhr: das Ende des Kaiserreichs ist eine Tatsache!

Der Herzog von Wellington und Feldmarschall Blücher, die beiden Sieger, treffen sich in der Nähe des Hofes von La Belle Alliance.

Dort verabreden sie, dass nur die preußischen Truppen die Verfolgung der Franzosen aufnehmen.
(Quelle: https://www.waterloo2015.org/de/geschichte)

(Quelle: euronews.com)