Es war in den 30er Jahren, als Johannes Sperling, ein junger Mann aus Wartenburg, schweren Herzens seine Heimat verließ.
Mit einem Koffer voller Hoffnungen und Träume machte er sich auf den Weg nach Mittelfranken, genauer gesagt nach Colmberg, um dort sein Glück zu suchen.
Johannes, von seinen Freunden und Familie liebevoll Hans genannt, fand schnell Arbeit in einer Molkerei und stieg dort zum Meister auf.
In der Molkerei lernte er Margarete Siller kennen, eine warmherzige und lebensfrohe Frau aus Colmberg, die sein Herz im Sturm eroberte.
Die beiden verliebten sich und heirateten 1939. Gemeinsam zogen sie nach Wertingen an der Donau. Auch dort arbeitete Hans in einer Molkerei.
Ihre Ehe war von Liebe und gegenseitigem Respekt geprägt.
Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihnen.
Am 30. April 1955 verstarb Hans plötzlich im Alter von nur 54 Jahren.
Margarete war am Boden zerstört. Die Ehe war kinderlos geblieben, und so entschloss sie sich, nach Colmberg zurückzukehren, um bei ihrer Mutter und ihrer Schwester Trost zu finden und um ihren Mann hier zu beerdigen.
Margarete wusste, dass Hans in Wartenburg noch Schwestern hatte, eine davon war Elsa Schneider, geborene Sperling.
Leider war der Kontakt abgebrochen, da Hans nie nach Wartenburg zurückgekehrt war.
Doch Hans hatte Margarete oft von seiner Heimat und seiner Familie erzählt.
Eines Tages, getrieben von der Sehnsucht nach einer Verbindung zu ihrem verstorbenen Mann, entschied sich Margarete, einen Brief nach Wartenburg zu senden.
In diesem Brief teilte sie mit, dass sie die Witwe von Hans Sperling war.
Der Brief erreichte Bruno Schneider, den Ehemann von Elsa, die ebenfalls bereits 1948 verstorben war.
Auch lebten die Eltern von Hans nicht mehr. Bruno war tief berührt von Margaretes Worten und beantwortete ihre vielen Fragen mit großer Sorgfalt.
Es entstand ein reger Briefkontakt zwischen den beiden, der auch nach Brunos Tod nicht abriss.
Brunos Tochter, Irmgard Siegel, übernahm den Kontakt und führte ihn weiter.
1976 Jahre kam es schließlich zu einem ersten Treffen.
Margarete, die von Hans Stamminger gefahren wurde, reiste nach Wartenburg und sah zum ersten Mal das Heimatdorf ihres geliebten Hans.
Das Treffen war von tiefen Emotionen geprägt, und Margarete fühlte sich Hans näher als je zuvor, als sie die Orte besuchte, von denen Hans ihr so oft erzählt hatte.
Von nun an fanden die Treffen regelmäßig statt. Irmgard Siegel wurde 1980 mit 60 Jahren Rentnerin und durfte ab diesem Zeitpunkt endlich zu Besuch in den „Westen“ fahren.
Jedes Jahr im Sommer fuhr sie nun nach Colmberg, um bei ihrer Tante zwei Wochen Urlaub zu verbringen.
In den 80er Jahren besuchten die Colmberger wieder Wartenburg. Ilse Stamminger, die mit ihren Eltern bei den Sillers lebte und dort aufgewachsen war und nun mit Hans Stamminger verheiratet war, kam zum ersten Mal mit nach Wartenburg. Gemeinsam mit Karin und Wolfgang Siegel, Marga und Irmgard, lernten sie Wartenburg, die Vereine und das Dorfleben immer näher kennen und lieben.
Hans Stamminger, der schon zu dieser Zeit aktiv im Vereinsleben in Colmberg tätig war, war von unserem kleinen Elbedörfchen ganz begeistert.
Er knüpfte Kontakt zum Gemeindevorstand von Wartenburg und schlug eine partnerschaftliche Verbindung vor.
Die Bürgermeister beider Ortschaften besuchten sich nun und merkten gleich, dass die Verbindung von Akzeptanz und herzlicher Anteilnahme geprägt war.
Endlich war der denkwürdige Tag da! Am 28. März 1992 unterschrieben Rolf Klopotowski, der damalige Ortsbürgermeister aus Wartenburg und Hans Nölp, 1. Bürgermeister der Marktgemeinde Colmberg eine Partnerschaftsvereinbarung.
Diese Vereinbarung wurde beidseitig gefeiert.
Seitdem pflegen die Wartenburger und die Colmberger ihre Partnerschaft regelmäßig.
Viele gegenseitige Besuche fanden bisher statt, und die Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden blüht weiter.
Hoffen wir, dass diese schöne und fruchtbare Verbindung noch viele Generationen anhält und die Brücke zwischen Wartenburg und Colmberg weiterhin stark und beständig bleibt.
Jana Müller, geb.Siegel
in Gedenken an Hans und Marga Sperling, sowie Elsa und Bruno Schneider und ihrer Tochter Irmgard Siegel
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