Artikel erstellt am: 28. Januar 2015

Ruf mich an! … oder besser doch nicht – Wartenburg und das neue Buskonzept

Wir erinnern uns:
Vor langer Zeit gingen die Kinder im Ort zur Schule (zumindest die meisten). Die Erwachsenen, die auswärts arbeiteten, fuhren in der Regel mit den Schichtbussen oder Linienbussen in Richtung Wittenberg.
Ca. 30 Minuten war man von Wartenburg zur Haltestelle Mauerstraße unterwegs (Bude 100 nicht eingerechnet) und in weiteren 5 Gehminuten war man auf dem Wittenberger Marktplatz.

Das ist Geschichte.

Heute verwendet man viel Zeit und viele Busse darauf, unsere Schüler möglichst weit durch das Kreisgebiet zu fahren. Die Erwachsenen nehmen das Auto wenn sie zur Arbeit wollen, weil es nicht anders geht, weil es bequemer ist.
Der öffentliche Personennahverkehr verbleibt den wenigen „Busliebhabern“ und denen die kein Auto haben oder nicht fahren können und somit auf die Linien angewiesen sind.

Seit dem 1. Januar 2015 ist nun das neue Buskonzept für den Landkreis in Kraft gesetzt. Es hagelt berechtigterweise Kritik von allen Seiten.

Wer von Wartenburg nach Wittenberg will, muss sich einen Anrufbus bestellen, fährt damit bis Pratau, steigt in eine reguläre Linie, die ihn bis zum Wittenberger Hauptbahnhof bringt und von dort in eine Stadtlinie zum Wunschziel Stadtzentrum – Dauer nach Herstellerangaben 1 1/2 bis 2 Stunden.
Und dann möchte man ja auch wieder nach Hause kommen – ein Abenteuer.

In der Woche gibt es frühmorgens eine direkte Busverbindung nach Wittenberg (6:23 Uhr) und am am späten Nachmittag bis Hauptbahnhof (16:19 Uhr), die aber auch nur an Schultagen. Also in den Ferien fährt nix.

Es ist ja nachvollziehbar, dass schlecht besetzte Busse aus Kostengründen nicht beliebig durch die Gegend fahren können.

Eine gewisse Grundversorgung ist sicherlich nicht zu viel verlangt.
Zwei Linien am Wochentag zu gebräulichen Zeiten direkt nach Wittenberg und 2 wieder zurück müsste doch wenigstens  möglich sein und die größten Probleme lösen.

Ein infrastrukturelles Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum sieht anders aus.
Bunte Broschüren helfen uns da auch nicht weiter.
Die Kommunalpolitik ist gefordert!

Dabei ist Wartenburg im Vergleich zu umliegenden Orten noch bestens aufgestellt
Wir sind ärztlich sehr gut grundversorgt, haben diverse Einkaufsmöglichkeiten im Ort, die Schule ist zwar geschlossen aber die Kita ist noch da.
Wir hoffen auf den Zuzug junger Familien und dass auch ältere Mitbürger hier wohnen bleiben können, weil sie gut versorgt sind.

Wenn jetzt die Frage gestellt wird: „Wie komme ich mit dem Bus am besten nach Wittenberg?“ Müssen wir leider antworten:
„Also am besten …………… bleibt doch lieber zu Hause!“

Günter Korge

 

Nachfolgend ist der Brief von Martina Helmrich an das Busunternehmen Vetter vom 12.01.2015 veröffentlicht.

Beschwerde

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchten wir uns über die derzeitige Situation in der öffentlichen Personenbeförderung beschweren.
Meine Mutter (Rentnerin und ohne Führerschein) ist für Einkäufe und Arztbesuche auf den Bus angewiesen und diesen daher häufiger genutzt, was bisher auch problemlos möglich war.

Nun gleicht es jedoch einem Schildbürgerstreich, dass man eine Fahrt in das 16 km entfernte Wittenberg nur noch durch ein bzw. zwei Anrufe, mit ein oder 2 Umstiegen und einer Fahrzeit  von 11/2 bzw. 2 Stunden erreichen kann. Das Ganze noch zu einem stattlichen Fahrpreis, da ja immer der Zuschlag für den Anrufbus zu zahlen ist.

An die Mühen der Rückfahrt noch gar nicht zu denken, für die man den Bus ja auch schon einen Tag vorher bestellen muss, wenn man kein Handy hat (was bei vielen Senioren ja sicher noch der Fall ist). Eine kurzfristige Umentscheidung zum Zeitpunkt der Rückfahrt (weil es vielleicht beim Arzt länger dauert oder die Einkäufe schneller erledigt sind) wird sicherlich auch kompliziert.

Wir können Ihnen versichern, dass wir auch Ihren Standpunkt verstehen, für den sicherlich einzig und allein wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend waren. Vielleicht werden Sie eine Kosteneinsparung erreichen – in absehbarer Zeit eventuell sogar mehr als gewollt. Sollten auf Grund dieser schwierigen Fahrtmöglichkeiten die Fahrgastzahlen weiter sinken, können sicher auch bald Personal und Busse eingespart werden.

Als eine vernünftige Lösung für beide Seiten würden wir zwei fest, durchgängige Linien morgens nach Wittenberg und mittags bzw. nachmittags zurück ansehen. Einige Anrufbusse könnten dies sinnvoll ergänzen. Es ist sicherlich nicht notwendig, stündlich einen Anrufbus bereit zu halten.

Wir hoffen, dass Sie die derzeitige Situation unter Berücksichtigung der Wünsche beider Seiten noch einmal überdenken und abwägen und unsere Region dadurch auch für alle lebenswert erhalten.

Wir sehen einer positiven Antwort entgegen.

Mit freundlichen Grüßen

Martina und Elisabeth Helmrich

 

Die Antwort der „Vetter Verkehrsbetriebe“

http://www.wartenburg.de/node/238

Anrufbus

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28. Januar 2015

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