Im 30. Jahr der Wiedervereinigung werden nun die Jubiläen zum 30jährigen Bestehen vieler Firmen beginnen.
Einer der Ersten in der damaligen Noch-DDR war Familie Schmiedchen, Bauern seit eh und je mit Leib und Seele.
Die Kollektivierung war das Zauberwort des Sozialismus. Dies geschah in den meisten Fällen nicht freiwillig, sondern unter Druck des Staates
Heinz Schmiedchen gründete zunächst mit anderen eine LPG Typ I – Flächen wurden gemeinsam bewirtschaftet, der Viehbestand blieb individuell.
1972 war damit Schluss, auch Familie Schmiedchen musste in die große LPG. Im privaten Bereich lief die individuelle Viehwirtschaft weiter.
So war der Wunsch naheliegend, nach der Wende wieder Herr der eigenen Scholle zu sein.
Die Anfänge im Jahre 1990 waren bescheiden. Die D-Mark war gerade bei uns eingeführt.
Heinz Schmiedchen erhielt seine eingebrachten Flächen aus der LPG zurück, dazu ein paar tragende Kühe.
So startete der Landwirtschaftsbetrieb Schmiedchen auf der alten Hofstelle mit 16 ha Acker und Wiese, dazu kamen kurze Zeit später einige Hektar Pachtland von alten Mitstreitern der LPG Typ I und 20 Kühen, die jeden Tag in die Grobe Sau getrieben wurden und abends zum Melken zurückgeholt wurden.
Ein alter Traktor „Deutz“ war die technische Erstausstattung des Unternehmens.
Kurz nach der Neugründung übernahm die nächste Generation in Person von Andreas und Heike Schmiedchen den Betrieb und entwickelte ihn weiter.
Das erste Großprojekt war 1993 der Bau eines neuen Kuhstalles auf dem Hofgelände für 60 Tiere.
Aufreger um das Projekt gab es zur Genüge. So rutschte der Giebel des alten Stalles kurzerhand in die Baugrube. Verletzt wurde zum Glück niemand.
Im Jahre 1995 wurde der erste Mitarbeiter eingestellt, weitere kamen in den Jahren hinzu.
Durch Zukauf und Pachtung entwickelte sich die bewirtschaftete Fläche heute auf rund 400 ha und
100 Milchkühe plus Nachzucht.
In den 30 Jahren des Bestehens wurde reichlich investiert in den Betrieb.
Neben dem schon erwähnten Stallneubau wurde die Hofstelle insgesamt auf Vordermann gebracht, ein neues Kälberdorf wurde errichtet und am Ortseingang Lange Maßen kam eine Fahrsiloanlage hinzu.
Ganz wichtig ist die Technik.
1991 wurde der erste neue Traktor angeschafft. 2 große Traktoren, ein Mähdrescher ein Mischfutterfahrzeug kamen hinzu.
Der Kuhstall wurde als einer der ersten Betriebe mit einem Melk-Roboter ausgestattet, der selbst noch in den Kinderschuhen steckte und von den genervten Hofbesitzern irgendwann zurückgeschickt wurde um ihn dann durch ein funktionierendes Modell zu ersetzen.
Ohne Förderung und Beihilfen kann heute kein Landwirtschaftsbetrieb mehr überleben.
Der Dschungel an Hindernissen und Möglichkeiten ist unergründlich
Neben der 7-Tage-Woche im Stall und auf dem Acker gehört die Arbeit am Schreibtisch zur erfolgreichen Stellenbeschreibung.
Landwirt sein bedeutet, einen ständigen Kampf mit allerlei Widrigkeiten zu führen.
2018 und 2019 waren absolute Dürrejahre, 2020 sieht auch nicht viel besser aus.
Im Jahre 2002 und 2013 gab es die andere Extremsituation – Hochwasser.
Vor fünf Jahren brannte es in der Lagerhalle. Der Milchpreis kommt nur selten aus der Talsohle heraus.
Weizen, Gerste, Mais, Zuckerrüben, Luzerne und Sonnenblumen werden aktuell angebaut in der Hoffnung, dass einiges davon gedeiht und sich auch noch gewinnbringend vermarkten lässt.
Vor drei Jahren kam der Milchautomat hinzu, der zusammen mit der Regio-Box schnell viele Freunde im Ort gefunden hat. Dazu an anderer Stelle mehr.
Die bürokratischen Hürden der Landwirtschaft werden keineswegs geringer.
Einige der besten Ackerflächen der LWB Schmiedchen liegen den Gebieten von „Natura 2000“.
Dort ist zukünftig der Einsatz von Pflanzenschutzmittel nicht mehr erlaubt und der Einsatz von Düngemitteln nur sehr eingeschränkt möglich.
Und für das neuste Projekt – 2 mobile Hühnerstallanlagen – sind merkwürdige bauordnungsrechtliche Vorgaben einzuhalten, die man eigentlich als schlechten Scherz ansehen könnte.
Wenn es für die Antragsteller nicht so zermürbend wäre, könnte man über so viel Bürokratie salopp sagen:
„Da lachen ja die Hühner“.
Die nächste Generation im Hause steht in den Startlöchern.
Wir wünschen Familie Schmiedchen auch weiterhin immer wieder gute Ideen und Konzepte, um als Familien-Betrieb im Haifischbecken der Agrarindustrie leben zu können.
Nicht nur die Kirche, auch die Landwirtschaft muss im Dorfe bleiben.
Alles Gute zum 30jährigen Betriebsjubiläum!
3 Generationen (von links):
Anika, Heinz († 2020), Brigitte, Heike, Andreas und Jörg (von links)
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