Artikel erstellt am: 5. Dezember 2022

Weil es so schön ist – noch einmal! Die isländischen Weihnachtsmänner

In Island gibt es viele Weihnachtstraditionen.
Eine davon möchte, unsere kleine multi-kulti Familie in der Globigerstraße euch heute gerne näher bringen.

Camera: Christine Zepperitz
Erzähler: Árni Þorlákur Guðnason
Mädchen: Herbjört Ingrid (Hebba)
Julejungs: Pétur Ulrich (Pjädür)
Gedicht: Jóhannes úr Kötlum
Übersetzung: Björn Kozempel

Jólasveinavísur

Schafschreck war der Erste,
steif wie‘n langer Ast.
Er schlich sich in den Stall
und gab Schafen keine Rast.
Er wollte Schafsmilch saugen,
– den Tieren war’s ein Graus,
der Arme hatte Holzbeine,
– nicht gut gings für ihn aus.

Schaumschuft war der Zweite,
mit lichtem, grauem Haar.
– Er kroch aus der Kloake,
wenn es niemand sah.
Versteckt im Kuhverschlage,
vom Milchschaum er gern stahl,
wenn Knecht und Magd erzählten
das ein oder andere Mal.

Kurzer hieß der Dritte,
ein wahrlich kleiner Wicht.
Er schnappte sich die Pfanne,
sobald die Chance in Sicht.
Auf und davon er rannte,
versteckte sich im Haus.
Er war auf das Verbrannte
am Pfannenboden aus.

Der Vierte, Löffellecker,
war ungewöhnlich schlank.
Er lachte wenn die Köchin
verschnaufte auf der Bank.
Den Kochlöffel zu stehlen
kam er mit schnellem Schritt,
griff ihn mit beiden Händen
sodass er nicht entglitt.

Der Fünfte, Kesselkratzer,
ein Eigenbrötler war.
Vom Milchreis angezogen
er klopfte jedes Jahr.
Aus Neugier am Besuche
die Kinder rannten raus.
Da kratzte dieser Schlingel
den Kessel schmatzend aus.

Der Sechste, Schüsselschlecker,
saß gerne unterm Bett.
Wenn nachts die Leute schliefen
aß er sich dick und fett.
Die Reste in den Schüsseln,
bestimmt für Hund und Katz’,
verschlang er voller Freude
mit einem lauten Schmatz.

Der Siebte, Türenknaller,
mit Grinsen im Gesicht,
schlich kühn durch die Behausung
im Abenddämmerlicht.
Und als die Leute schliefen
in wohlverdienter Ruh,
er knallte ohne Warnung
die Türen schallend zu.

Skyrschlund hieß der Achte,
kein wirklich heller Kopf.
Den Skyr er gierig schöpfte
mit Händen aus dem Topf.
Er schlang schnell immer weiter
und dachte nicht mehr nach
bis er vor Schmerzen stöhnte
und dann zusammenbrach.

Der Neunte, Rauchwursträuber,
war schnell und schlau dazu,
Den Balken in der Küche
erklomm er gar im Nu.
Die Würste die dort hingen,
voll Ruß und voller Rauch,
die wollte er sich angeln
und füllen seinen Bauch.

Der Zehnte, Fensterglotzer,
ein ganz durchtrieb’ner Dieb,
Mit Spähen durch die Scheiben
er sich die Zeit vertrieb.
Wenn er dort was erblickte,
was ihm schien interessant,
versuchte er’s zu greifen
geschickt mit seiner Hand.

Der Elfte, Türschlitzschnüffler,
vom Schnupfen blieb verschont,
doch durch die große Nase
wurd’ er mit Spott belohnt.
Den Duft frittierter Fladen
er draußen schon vernahm
und ihm solange folgte
bis er den Schmaus bekam.

Der Zwölfte, Keulenklauer,
vom Hochland stapfte her
am Tag vor Heilig Abend,
er liebte Fleisch so sehr.
Und durch den großen Schornstein,
wo Fleisch zum Räuchern hing,
die Keulen er behände
mit einem Haken fing.

Der Letzte, Kerzenschnorrer,
die Dreizehn sollte sein,
er kam an Heilig Abend
gelockt vom Lichterschein.
Er scheuchte kleine Kinder,
laut lachend, jauchzend, froh,
und schnorrte ihre Kerzen,
die brannten lichterloh.


Weil es so schön ist – noch einmal! Die isländischen Weihnachtsmänner

5. Dezember 2022

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